Montag, 24. Dezember 2012

Weihnachtsbotschaft

Heute gibt es nur eine kleine, mit ganz viel Liebe gebastelte Videobotschaft.
In diesem Sinne wünsche ich euch allen schöne Weihnachten!




Donnerstag, 20. Dezember 2012

Ordnung muss sein

Es tun ja immer alle so, als hätten nur wir Deutschen einen an der Klatsche, wenn es um Sauberkeit und Ordnung geht. Das mag ja auch in vielen Bereichen des Lebens der Fall sein. Bei der wöchentlichen Wäsche des wichtigsten Familienmitgliedes - also des Autos oder dem halbjährigen Fensterputz, kann uns keiner was vormachen. In den matschigen Straßen von Moskau werden meist nur Tankdeckel und Türklinken notdürftig freigewischt, damit man sich nicht die Finger schmutzig macht. Und wer keine Fenster putzt, muss auch keine Gardinen waschen. Praktisch.

Wenn man aber ein beliebiges Schnellrestaurant betritt, erlebt man hier einen Sauberkeitsfimmel der besonderen Art. Ohne Rücksicht auf eng bestuhlte Räume oder essende Gäste, wird hier geputzt, was der Wassereimer hergibt. Wenn man Glück hat, schafft man es noch die Füße zu heben, bevor der Mopp mit Schwung und ohne Vorwarnung unter den Tisch geschoben wird. Pünktlich wie die Turmuhr im Kreml wird einmal in jeder halben Stunde durch das Lokal gewienert. Wo sich die Putzfrau in der anderen halben Stunde aufhält, kann man am abgehakten Putzplan in der Toilette ablesen, der alle 30 Minuten mit einer Unterschrift quittiert werden muss.

Natürlich ist es bei den aktuellen Schneematsch-Verhältnissen auf der Straße ratsam den Wischlappen öfter zu schwingen, als an trockenen Sommertagen. Trotzdem ist das fast schon manische Verhalten der Cleaning Lady auch den letzten Brotkrümel einzusammeln etwas gewöhnungsbedüftig.
Ich erkläre mir das Verhalten mit einem Sprichwort, dass ich vor kurzem gelernt habe:

Делай что должен, и будь что будет. (Djelai schto dolschen, i bud schto budjet)

Übersetzten könnte man es mit "Tu was du tun sollst und dann komme was wolle."
Es gibt eine Geschichte über einen Flughafen in einer russischen Kleinstadt, der nach einigen Jahren wegen mangelndem Bedarf geschlossen wurde. Der zuständige Hausmeister wurde aber nicht müde, trotzdem an jedem Wintertag die Landebahn von Schnee und Eis zu befreien. Schließlich gehörte das zu seinem Aufgabenbereich, für den er bezahlt wurde. Eines Tages soll eine Passagiermaschine, die über dem besagten Flughafen ins straucheln kam, auf der freigeräumten Bahn notgelandet sein. So war die Arbeit des Hausmeisters doch nicht umsonst.
Ob die Geschichte wahr ist? - Das weiß keiner so genau.
Kann sie wahr sein? - Definitiv.

Dass es hier Berufe gibt, die in meinen Augen keinen wirklichen Sinn ergeben, habe ich ja schon des öfteren durchblicken lassen. (Siehe auch "Do it yourself" ist was für Maulfaule). Andererseits wird hier eine ehrliche Arbeit ausgeübt, die pflichtbewusst wahrgenommen wird. Das ist doch positiv zu honorieren. Darum lasse ich auch mein Tablett im Schnellrestaurant immer artig auf dem Tisch stehen, wenn ich das Lokal verlasse. Schließlich wird jemand dafür bezahlt, es in den 2 Meter entfernten Mülleimer zu schmeißen. Und ich will doch niemanden seine Arbeit wegnehmen. So viel Ordnung muss sein.

Mittwoch, 12. Dezember 2012

Leistungssport Schwarzfahren


In dem Roman "Moskau - Petuški" von Venedikt Erofeev erzählt der stets auf einem Wohlfühlpegel betrunkene Protagonist während seiner Zugfahrt in die Heimat auf typisch russische Weise seine Lebensgeschichte, gespickt von philosophischen Weisheiten, poetischen Wahrheiten und betrunkenen Gemeinheiten. Zum Schwarzfahren hat er eine ganz klare Meinung: wer eine Fahrkarte kauft, ist ein Feigling und hält sich für etwas Besseres. Wenn man also von seinen Mitfahrern respektiert werden möchte, lässt man sich lieber ohne gültiges "Billjet" erwischen. Das Bußgeld für das Schwarzfahren wird im Buch direkt an den Kontrolleur in Form von Alkoholika ausgezahlt. Pro Kilometer schenkt man dem Zugbegleiter ein Gramm Wodka ein und er ist zufrieden.
So einfach ist das in der Realität leider nicht. Trotzdem ist das Schwarzfahren hier wohl eher die Regel als die Ausnahme und nimmt schon sportliche Züge an.

Die einfachste Form des Schwarzfahrens in Moskau ist in der Metro möglich. Der ehrliche Passagier hält vor Abstieg in den Untergrund eine Chipkarte an die elektronische Schranke am Eingang. Ist die Fahrkarte ungültig oder wird erst gar keine Fahrkarte an den Sensor gehalten, schießt blitzartig eine Stahlschranke aus der so harmlos aussehenden Schleuse, die stechende Schmerzen im Oberschenkel verursachen kann.
Wenn man sich die 70 Cent pro Fahrt sparen möchte, muss man also athletische Fähigkeiten an den Tag legen, um die Schranke zu überspringen. Dies ist durchschnittlich alle fünf Minuten in einer Metrostation zu beobachten. Wenn mal wieder jemand mit viel Schwung über die Absperrung springt, erklingt eine tetrisartige Melodie, die zum Ohrwurm taugt. Dies ist der Moment, in dem der Aufpasser neben der Schranke kurz warnend in seine Trillerpfeife pustet und dann... passiert nichts. Der Schwarzfahrer kann sich seelenruhig von den gerade entstandenen Strapazen auf der langsam davonziehenden Rolltreppe erholen. 
In den Metrozügen gibt es keine Kontrolleure, die nochmal schauen, ob ein Ticket gelöst wurde. Mit ein wenig Muskelkraft kann man also viel Geld sparen.

Etwas waghalsiger wird es, wenn man in den Stadt- und Regionalzügen nicht als blinder Passagier erwischt werden möchte. Dieses Phänomen durften wir bei unserer Fahrt in der Elektritschka nach Sergejev Posad beobachten.
Wir Deutschen, die sich über einen Ticketpreis von 6 Euro für eine 1 1/2-stündige Strecke freuen, bot sich ein kleiner Krimi, als die drei Damen im roten Anorak das Abteil betraten, um die Tickets der Mitfahrenden zu kontrollieren. Mit einem Mal wurde es um uns herum verdächtig leer. Die Hälfte der Fahrgäste war so unauffällig wie möglich aufgesprungen und zum anderen Ende des Wagons gelaufen, um an der nächsten Station auszusteigen. Zu ihrem Glück hatte ein Fahrgast den Anschluss verpasst, weil er die Kontrolleurin erst bemerkte, als sie schon neben ihm stand. Der nicht ganz nüchterne Ertappte hatte aber genug Flüche gegenüber der resoluten Dame auf Lager, um für die restlichen Schwarzfahrer ein bisschen Zeit zu schinden.

Als der Zug an der nächsten Haltestelle zum Stehen kam und dem armen betrunkenen Tropf keine Beleidigungen mehr halfen, als ihm die Wachmänner schon die Handschellen anlegten, begann ein Spektakel außerhalb des Zuges, dass ich so in meinem Leben noch nie gesehen habe. 
Die Mitfahrer ohne gültiges Ticket – egal ob jung oder alt – nahmen ihre Beine in die Hand, um so schnell wie möglich über den Bahnsteig in den hinteren Zugteil zu gelangen, den die Damen im roten Anorak bereits kontrolliert haben. Hier muss ich noch einmal erwähnen, dass es sich dabei nicht um fünf oder zehn Personen handelte, sondern ca. 50 Leute an unserem Fenster vorbei flitzten.

Ein riskantes Unterfangen. Gerade bei den aktuellen Wetterbedingungen, wenn man schon in normaler Geschwindigkeit schnell die Balance auf den spiegelglatten Untergründen verliert. Ich bezahle jedenfalls weiterhin artig meine Fahrkarte. Schließlich hat man ja nicht immer eine Flasche Wodka in der Tasche.

Montag, 10. Dezember 2012

Flankfult?! OAAAAAAhhhhhh....


Ja, zur Enttäuschung meiner treuen Leser, habe ich lange keinen neuen Artikel in meinem Blog veröffentlicht.
Aber so ist das nun mal, wenn die ersten großen Erfolge gefeiert werden und neue Produkte das Niveau halten sollen. DER DRUCK!
Aber nun melde ich mich aus der November-Pause zurück und beglücke euch mit neuen Geschichten und Kuriositäten meines Lebens.

Beginnen wir also mit der Anekdote, wie meine Prominenz unter meinen chinesischen Mitstudenten zustande kam.