Montag, 10. Dezember 2012

Flankfult?! OAAAAAAhhhhhh....


Ja, zur Enttäuschung meiner treuen Leser, habe ich lange keinen neuen Artikel in meinem Blog veröffentlicht.
Aber so ist das nun mal, wenn die ersten großen Erfolge gefeiert werden und neue Produkte das Niveau halten sollen. DER DRUCK!
Aber nun melde ich mich aus der November-Pause zurück und beglücke euch mit neuen Geschichten und Kuriositäten meines Lebens.

Beginnen wir also mit der Anekdote, wie meine Prominenz unter meinen chinesischen Mitstudenten zustande kam.


Dass das Gesichtsgedächtnis eines durchschnittlichen Westeuropäers bei der Unterscheidung mehrerer asiatisch aussehender Personen gerne mal versagt, ist kein Geheimnis und keinesfalls böse gemeint. Wenn einen aber auf einmal jeder chinesische Student der Journalistischen Fakultät in Moskau kennt, kann das zu unangenehmen Fettnäpfchen-Situationen führen.

Durch das traditionelle Band der Freundschaft zwischen der ehemaligen Sowjetunion und China verbringen viele junge Asiaten ihre Studienzeit in Moskau. Ob dies ihre persönliche Präferenz war, sei dahingestellt.
So kommt es, dass ich in meinem Seminar für ausländische Studenten als einzige Europäerin zum bunten Hund geworden bin.

Speziell für die chinesischen Neuzugänge werden Russisch-Sprachkurse angeboten, die gleichzeitig als Crashkurs für europäische und amerikanische Mediengeschichte genutzt werden. Zu einem solchen Kurs zerrte mich meine Russisch-Lehrerin, als sie die Befürchtung hatte, dass ich mich in meiner Freistunde furchtbar langweilen würde. Dass sie mich allerdings mit "Das ist Letizia aus Deutschland. Sie wird in der nächsten Woche ein Referat über die deutsche Geschichte halten." vorstellen würde, hatte ich nicht erwartet. Es halfen keine Ausreden oder Widerworte: Da musste ich nun durch.

Naja, meinem Lernprozess hat es jedenfalls nicht geschadet und die Chinesen stellten sich als interessierte und aufmerksame Zuhörer heraus. Auf jeden neuen Fakt wurde mit einem enthusiastischen "OAAAHHH..." reagiert. ("...und ich studiere in der Nähe von Frankfurt." - "OAAAHHH.... Flankfult!")

Entweder habe ich meine Mitstudenten durch meinen kleinen zusammengewikipediaten Vortrag besonders beeindruckt oder sie freuen sich einfach, jemanden zu kennen, der sich genau wie sie durch ein fremdes Land mit fremder Sprache kämpfen muss und NICHT aus China kommt.
Mein Bekanntheitsgrad ist jedenfalls mittlerweile so gestiegen, dass ich nicht nur in der Uni mit einem deutschen "Guten Tag!" begrüßt werde, sondern Grüppchen von jungen chinesischen Menschen tuschelnd im Supermarkt an der Kasse neben mir stehen, aber sich nicht trauen mich anzusprechen. Das hat schon Star-Appeal.
Andersherum kann ich mich mit meinem engstirnig-deutschen Gesichtsgedächtnis nur selten erinnern, wer da letztens in der Uni neben mir saß und mich fragte, was man in Deutschland so zum Mittag isst. Sodass ich des Öfteren auf der Straße erwartungsvoll angeschaut werde und ich mir nicht sicher bin, ob ich grüßen soll oder etwas auf der Nase kleben habe. Meist kann ich erst durch ein "AAAHH! Njemka!" (Deutsche) sicher sein, dass ich gerade wiedererkannt wurde.

Aber ich bemühe mich stets das Bild des groben, unfreundlichen Westeuropäers so gut wie möglich zu entkräften! Im Auftrag der Völkerfreundschaft! Und meines Seelenfriedens. Zàijàin! 


1 Kommentar:

  1. Koestlich, wie immer :)

    Dann schaffe Dir mal eine grosse Sonnenbrille und 'nen Hut an, Suesse! xxx

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