Freitag, 28. September 2012

Heute: Bootfahren.

Heute haben wir noch einmal das schöne Wetter ausgenutzt und uns zu einer Bootsfahrt auf der Moskwa aufgemacht. 

Hier ein paar Impressionen.

Unsere Bootsfahrt beginnt am Kiewski Waksal.


Moskau mal ganz modern.

Die Metrostation "Worobjowi Gori"
jedes Mal ein toller Ausblick, wenn man aus dem dunklen Metrotunnel über die Brücke fährt.

Gorki Park

Wir lassen es uns gut gehen - mit Salat, der zu 80% aus Knoblauch besteht und Schokoeis (ohne Knoblauch).

Denkmal für Peter I.

Christ-Erlöser-Kathedrale 
Kreml

Kreml

Für das perfekte Foto...

...muss man sich ganz schön ins Zeug legen.

Achtung liebe Kunststudenten: Das ist Sozialistischer Klassizismus! Das mir das keiner als Zuckerbäckerstil oder Stalingotik schimpft!

Montag, 24. September 2012

Schlaflos in Moskau

Tobias R., falls du das liest: Ich beneide dich sehr!

Ich beneide dich, weil du als mein Zwischenmieter nun für die nächsten Monate jede Nacht in meinem geliebten 1,40m-Bett die Augen schließen darfst und wohl erholt am nächsten Morgen in den Tag starten kannst. Mit meiner durchgelegenen Schaumstoffmatratze mit einem Überzug, der noch vor der Geburt meiner Eltern zum ersten Mal einem Moskauer Studenten eine Niederlassung bot, habe ich nicht gerade eine Verbesserung des Schlafkomforts erreicht.

Ich beneide dich, weil nach Sonnenuntergang kein Licht von der Straße in dein zwischenzeitliches Zimmer dringt. Besonders, wenn du meine hochgeschätzten Retro-Vorhänge verschließt. Hier im Moskauer Wohnheim scheint man Strom sparen zu wollen, indem man die Straßenlaternen auf Flutlichtniveau das Gelände um das Universitätsgebäude beleuchten lässt. So hat man wenigstens das Gefühl von langen, hellen Sommernächten.

Ich beneide dich, weil deine Nachtruhe nur von einigen Türknallern, Treppenstampfern oder Techno-Hörern in unregelmäßigen Abständen gestört wird. Obwohl ich ja sagen muss, dass ich mich so langsam an die nächtlichen Straßenrennen vor meinem Fenster gewöhnt habe. Was man aus Filmen wie "The fast and the furious" kennt, wird hier täglich ab 19Uhr von Söhnen der neureichen Moskauer Gesellschaft nachgespielt. Wie lange sich dieses Spektakel in die Nacht zieht, ist von Wetter, Teilnehmern und Stimmung abhängig. Reifenquietschen, Hupen, laute Musik und Megaphongedudel gehören natürlich dazu. 
Der deutsche Klopf- und Beschwerdebürger fragt sich nun natürlich: Wo bleibt die Polizei? Ab und zu sieht man einen Streifenwagen durch das Treiben schleichen. Allerdings scheint man sich hier gut abzusprechen, denn in Anwesenheit eines Polizeiautos sind alle plötzlich muxmäuschenstill. Über Schmiergelder will ich an dieser Stelle nicht spekulieren. 

(Damit niemand denkt, dass ich übertreibe, sende ich hier zum Beweis ein kleines Beispiel für die andauernde Kunststückchen-Präsentation auf der Straße. Ich entschuldige mich für die Wackelbilder und schlechte Qualität.)


Seitdem wir hier eingezogen sind, wird die Straße neu geteert, auf der die allabendlichen Karosserie- und Stunt-Vorführungen stattfinden. Das heißt: wenn die letzten Reifenquietscher verhallen, geht es mit dem Baulärm weiter. Wobei auch nicht ausgeschlossen ist, das um Mitternacht ein Laster vorbeikommt, der mit viel Gerumpel und Gehupe noch schnell eine Planierraupe abholt. 

Also Tobias R., schätze deine Zeit in meinem Zimmer! Und nun wünsche ich dir eine GERUHSAME Nacht.


Mittwoch, 19. September 2012

Wie ich auszog, Russisch zu lernen und in einem Fleckchen Deutschland landete

Nach meinen ersten Vorlesungen und Seminaren an der Journalistischen Fakultät wird mir immer bewusster, dass ich mich wohl nicht mehr davor drücken kann an meinen Russischkenntnissen zu arbeiten. Dabei ist gar nicht mal das Zuhören das Problem, denn ich würde sagen, dass ich ca. 40% des Vorlesungsinhaltes verstehe. - Und wenn wir mal ganz ehrlich sind, ist das manchmal mehr, als das, was ich aus einer deutschen Vorlesung bei Professor Schnarchnase zum Thema NichtvonInteresse mitgenommen habe.

Größere Probleme macht da schon die Kommunikation, denn mehr als "Mein Name ist..","Ich komme aus..." "Ich gehe gerne im Park spazieren.", "Wo ist der nächste Bücherladen?" und "Guten Appetit!" habe ich aus meinem Russischunterricht in Deutschland nicht mitnehmen können. Und das spüre ich an mancher Stelle ziemlich deutlich.

Darum heißt es jetzt: lernen, üben, lernen und nochmals üben.
An meinem Institut habe ich zweimal wöchentlich einen Russisch-Sprachkurs. Dieser gestaltet sich sehr komfortabel, da sich gleich zwei Babuschki (Großmütterchen) um mich kümmern, die sich anscheinend durch den Sprachunterricht etwas zu ihrer Rente dazu verdienen. Und bei der Klassenstärke von zwei Personen (ich und ein Student aus dem Libanon) ist eine intensive Betreuung garantiert. Zwar übersteigt das Lehrbuch  "Russian for businessmen" (Wirtschaftsrussisch) von 1992 im Moment noch meinen Schulrussisch-Horizont, aber man wächst ja mit seinen Aufgaben.

Eine weitere Maßnahme zur Verbesserung meiner Russischkenntnisse habe ich am letzten Samstag getroffen. In unserem Briefkasten landete eine Einladung zur "Eröffnung des deutsch-russischen Zentrums für Kultur und Sprache". Und das klang so sehr nach Sekt und Häppchen, das wir es uns natürlich nicht entgehen lassen konnten. Was uns allerdings erwartete war ein Raum voller russischer Studenten, die an der Uni Deutsch lernen oder zukünftig ein Auslandssemester in Deutschland verbringen möchten. Nix mit Sekt und Häppchen. Nur viele Informationen zu der Deutscholympiade (ich habe schon überlegt mich anzumelden, um wenigstens einmal brillieren zu können), Auswahlgesprächen für die Austauschprogramme usw.

Am Ende sollten sich alle deutschen Studenten vorstellen. Nach dem 20. "Hallo, ich bin der Hans. Ich studiere in Kartoffeldorf Angewandtes Erbsenzählen." war ich dann an der Reihe und äußerte explizit, dass ich an einem Sprachaustausch mit den russischen Studenten interessiert wäre und ihnen gerne Deutsch beibringe, wenn sie mit mir Russisch sprechen. So kam es, dass sich eine russische Studentin namens Ksenia zu mir gesellte, die unbedingt ihr Deutsch verbessern möchte. So kam ich zu meiner neuen Sprach-Tandem-Partnerin.

Wie der Zufall es wollte, konnten wir auch gleich an diesem Abend die erste Deutschstunde halten, da im berühmten Gorkipark ein Deutsch-Russisches Musikfestival stattfand. Und unglaublicherweise spielte ausgerechnet an diesem Abend Jan Delay mit seiner Band DISCO #1!
(Für alle Leser dieses Blogs, die Jan Delay nicht kennen sollten, hier eine kleine musikalische Kostprobe: http://www.youtube.com/watch?v=GjoZnHyQpso)
Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass ich schon seit vielen Jahren ein Konzert von Jan Delay besuchen wollte. Dass ich extra dafür nach Moskau reisen müsste, hätte ich auch nie vermutet. Dafür war es kostenlos und dadurch, dass sich die Bekanntheit des Musikers im russischen Raum eher in Grenzen hält, hatte ich jede Menge Platz mich in der zweiten Reihe tänzerisch auszutoben. Ein großartiges Erlebnis und ein kleines Stück Heimat mitten in Moskau.

We followed the Moscwa ...

...down to Gorki Park...

...listening to the wind of....- Nein, nicht die Scorpions!

Jan Delay!

Montag, 10. September 2012

iPhone statt Schreibblock - Mein erster Unitag

Nun, dass es nicht einfach für mich wird der Professorin inhaltlich zu folgen, habe ich mir schon vorher gedacht. Jedoch habe ich damit gerechnet, dass die Sprachbarriere daran schuld sein würde und nicht meine neuen Kommilitonen. Aber nochmal von vorn.

Heute stand für mich die erste Vorlesung an der MSU an: "Die Geschichte des russischen Journalismus". Also: dreimal nach der Raumnummer geschaut, um sie ja nicht zu vergessen, pünktlich das Haus verlassen, um nicht zu spät zu kommen und schnell mit dem Unigebäude vertraut gemacht, damit auch wirklich nichts schief gehen kann.

11.45Uhr
Ich betrete den Hörsaal und suche mir einen Platz in der fünften Reihe. Schließlich bin ich eine der ersten, die da ist. Da will man ja nicht kindisch sein und sich ganz nach hinten setzen.

11.48Uhr
Da sitz' ich nun. Wo bleiben die anderen Studenten? Mittlerweile haben sich ca. 20 junge Menschen im Raum eingefunden. Alle unterhalten sich heiter. Manche rufen sich Dinge zu, die ich nicht verstehe, und verlassen den Raum wieder.
Bin ich hier wirklich richtig? Hat sich vielleicht doch die Raumnummer geändert? - Nein, Tietze, du fragst nicht nach. Du musst dich ja nicht gleich an deinem ersten Tag als die Austauschstudentin outen. Beharrlich sein...

11.50Uhr
Jetzt sollte eigentlich die Vorlesung beginnen. Keine Professorin in Sicht und auch die Anzahl der Studenten hat sich nicht ersichtlich vergrößert.
Ich bleibe gaaanz ruhig.

11.55Uhr
Ah, da ist ja die Professorin! Und ich kann auch ihren ersten Worten entnehmen, dass ich in der richtigen Vorlesung sitze. Aber wo sind die anderen Studenten?

11.58Uhr
So langsam trudeln noch ca. 30 andere Lernwillige ein. Die meisten mit Kaffeebecher bewaffnet. Viele von ihnen habe ich schon vor Beginn der Vorlesung in Hörsaal gesehen, dann sind sie aber nochmal gegangen. Ja, die Pause will gut genutzt werden.


Nun versuche ich aufmerksam der Vorlesung zu folgen. Ich verstehe...

.........Journalismus.....................................im Jahre.......Wladimir................leider...........................................Journalisten...........................Zeitung..........

Ich sehe mich ein wenig um. Wer kein iPad dabei hat, der hat mindestens ein Apple MacBook vor sich stehen. Und wer sich auch das nicht leisten kann, hat zumindest einen dicken Apfelaufkleber auf seinem SIEMENS-Smartphone. Ich schaue auf mein schnödes LG-Handy. Es ist

12.20Uhr
Nun betritt auch die letzte Studentin mit Kaffeebecher den Raum.
Unbeirrt und ohne Skript in der Hand plaudert die Professorin munter weiter....

Tolstoi...................................im 19.Jahrhundert.................lesen....................................................Eindruck.............haben.......................................Referate.....

REFERATE? Moment. Alle schreiben hektisch etwas ins Notizbuch. Für die meisten das Erste und Einzige, was sie in der restlichen Vorlesung schreiben werden. Naja, irgendwer wird mir schon noch erklären, um was es ging. Ich schau mich lieber noch ein bisschen um.

Dass man sein Handy während der Vorlesung auf dem Tisch liegen hat, ist auch in meiner Uni in Deutschland Normalität. Aber dass man während der Vorlesung einen Anruf annimmt, während man nur 2 Meter von der Professorin entfernt ist, war selbst mir neu. Erreichbarkeit ist in Moskau anscheinend ein hohes Gut, das selbst von den Lehrenden akzeptiert wird. Da ist es auch nicht schlimm, wenn man erstmal mit dem iPhone ein paar Fotos von sich uns seiner besten Freundin schießt. Und wenn grad der Empfang nicht reicht, kann man ja auch auf altmodische Ablenkungsmittel zurückgreifen und in der ersten Reihe das Modemagazin seiner Wahl auspacken.


Du musst dich konzentrieren, Tietze...

Zeitungsartikel............................wichtig........Russlands Geschichte.............................Herrscher................................Iwan der Große...........

So eine 90-minütige Beschäftigungstherapie kann ganz schön anstrengend sein. Da kann man schon verstehen, wenn die ersten Köpfe auf die Bank beziehungsweise auf das iPhone sinken. Und wenn man gar nicht mehr kann geht man sich eben einen Kaffee holen. Braucht die Professorin auch einen? Interessiert keinen. Sie ja anscheinend auch nicht.


13.20Uhr
Die Vorlesung ist vorbei.
Jetzt erstmal schnell raus, einen Kaffee holen und die Freunde anrufen. Vielleicht hat man ja in den letzten 90 Minuten etwas Wichtiges verpasst.

Sonntag, 9. September 2012

Понятно. Хорошо. Спасибо. (Panjantno. Charascho. Spassiba.)

Nun sind wir schon seit einer Woche in Moskau. Die Zeit verging wie im Flug. Das könnte aber auch daran liegen, dass uns die hiesigen Bürokraten ganz gut in Bewegung halten.

Seit letztem Samstag bestand unser Alltag darin von einem Büro zum nächsten zu laufen, um Zettel zu erhalten, an anderer Stelle wieder abzugeben, andere Zettel wiederum zu unterschreiben und immer wieder den Raum mit einem "Панятно. Хорошо. Спасибо." ("Alles klar. Gut. Danke.") zu verlassen und uns daraufhin gegenseitig mit fragenden Blicken zusammenzureimen, was das jetzt eigentlich sollte.

Wieder bin ich sehr froh über die Tatsache, dass ich mit zwei Muttersprachlerinnen an meiner Seite ausgestattet bin. Problematisch wird nur, wenn selbst diese den Sinn und Zweck dieser Irrwege durch den Bauch der Stalin-Festung nicht verstehen.
Noch unübersichtlicher wird es nun, da alle vier von uns an unterschiedlichen Instituten studieren werden und dort jedes Büro seine Formulare verteilt, wie es lustig ist. Im Gegensatz zu den anderen drei Mädchen habe ich beispielsweise noch keinen Studentenausweis erhalten. Dies zieht wiederum einen Rattenschwanz von BaföG-Bescheinigungen, Metro-Card-Anträgen und weiteren Klimm-Bimm hinter sich her, die ich nicht erledigen kann, wenn ich keinen offiziellen Ausweis der MSU besitze. Ich hoffe, das klärt sich in der nächsten Woche.

Doch nur, weil die anderen schon im Besitz eines solchen Dokuments sind, heißt das nicht, dass sie nicht auch noch an anderer Stelle des russischen Behördenwahnsinns scheitern. Da wäre die Sache mit der Metro Card, mit der wir als Studenten für wenig Geld endlos viel Metro fahren könnten.
Nun denkt man doch, dass es nicht so schwer sein kann einen Zettel in Druckbuchstaben auszufüllen und diesen an einem Schalter in der örtlichen Metrostation zu den gegebenen Öffnungszeiten von Montag bis Freitag von 10.00 bis 17.00Uhr (man beachte die Mittagspause zwischen 14.00 bis 14.42Uhr) abzugeben. Wenn man es dann geschafft hat, eine Uhrzeit zu finden, zu der die Schlange vor dem Schalter nicht dreimal um das Metrogebäude reicht, und nach einer knappen viertel Stunde seinen ausgefüllten "Ankjetta" (Fragebogen) zusammen mit seinem Reisepass unter der Glasscheibe durchzuschieben, könnte man daran scheitern, dass sich die Frau am anderen Ende des Hebels weigert, das in vorbildlich gemalten kyrillischen Lettern ausgefüllte Formular anzunehmen, weil ihr eine notarisch beglaubigte  Übersetzung des Reisepasses viel lieber wäre. Also durfen wir voll des Unmutes und des Unverständnisses wieder abziehen.

Mittlerweile wurde uns von anderer Seite erklärt, dass es normalerweise kein Problem sei, das Formular mit dem normalen Reisepass abzugeben. Wir vermuten also, dass die Frau hinter dem Schalter entweder keine Lust mehr auf diese fitzeligen lateinischen Buchstaben in unserem Pass hatte oder auf einen kleinen Bonus in Form von Bargeld hoffte.
Wir werden es also nun noch einmal mit unserem deutschen Pass versuchen und auf eine nettere Dame am Schalter hoffen. Ansonsten heißt es: hartnäckig bleiben.

Zur Belohnung, dass ihr diesen langen Text bis zum Ende durchgelesen habt (oder weil ihr so clever wart bis ganz nach unten zu scrollen), gibt es hier noch ein paar Bilder vom Hauptgebäude der Universität auf den Sperlingsbergen (für alle ehemaligen DDR-Bürger, die mitlesen: die Leninberge), in dem sich mein Wohnheim befindet.


Es ist schwierig den Turm bis zur Spitze einzufangen, ohne sich den Hals zu verrenken.

Blick aus meinem Fenster - Regenbogen inklusive

Das folgende Gebäude ist die Alte Universität im Stadtzentrum. Darin werde ich im nächsten halben Jahr am Institut für Journalismus studieren.



Mittwoch, 5. September 2012

Bolschoi, Kreml, GUM...

Weil die Uni erst nächste Woche beginnt, hatten wir heute ein wenig Zeit für die "Dostaprimetschatjelnosti" (Sehenswürdigkeiten) Moskaus. Hier ein paar Eindrücke, ganz ohne zynische Kommentare. 

Im dieser Woche finden auf dem Roten Platz Feierlichkeiten zum Stadtjubiläum statt. Darum war nicht der gesamte Platz zugänglich. Da sich meine Uni aber direkt neben dem Kreml befindet, werde ich dort wohl noch öfter Gelegenheit haben, Fotos zu schießen.

Bolschoi Theater
(wer bisher "Bolschoi" nur mit der Marburger  Kultkneipe verbunden hat: "Bolschoi" ist Russisch und heißt "groß")

Basilius-Kathedrale

Warenhaus GUM

Am Auferstehungstor
Hier geht's zum Chef.
Die Kreml-Mauer
Hier verbringe ich gerne in Zukunft meine Kaffeepause zwischen den Vorlesungen.

Dienstag, 4. September 2012

Извините, пожалуйста, я ищу мой салами. (Iswenitje, paschalsta, ja ischschu mоi salami.)

Was ich in der Beschreibung der Wohnheimzustände noch nicht erwähnt habe, ist die Küche. Diese steht dem gesamten Flügel der Etage zur Verfügung und besteht aus zwei Gasherden, einer Spüle und einem Kühlschrank.
Nun werden sich die schlauen Füchse unter euch schon denken können, dass ein Kühlschrank für ca. 50 Studenten wohl etwas zu klein sein könnte. Dabei wurde aber auch noch nicht die Tatsache erwähnt, dass der besagte Kühlschrank nur dem Wachpersonal des Flurs zur Verfügung steht. Soll heißen: bei der Kühlung von verderblichen Produkten muss man als Student erfinderisch sein.

Zum Glück sind wir hier ja in Moskau und nicht auf Bali, also haben die recht kühlen Außentemperaturen doch noch ihr Gutes. Ein weiterer Glücksfall ist es, dass die Fensterbretter der Wohnheimzimmer breit genug sind, um seine Lebensmittel darauf unterzubringen.

Jedoch muss ich schon die ersten Verluste vermelden. Nach einem unerwarteten Windstoß scheint sich meine Packung Salami selbstständig gemacht zu haben. Bei einem Blick aus dem Fenster, fand ich sie im Fensterbrett eine Etage tiefer wieder. Vielleicht sollte ich mal runtergehen und fragen, ob ich sie wieder haben kann.






Doch nun habe ich mit einer Vorrichtung, bestehend aus einem Plastikkörbchen und viel, viel Klebeband für mehr Stabilität gesorgt. Ab Dezember reichen die Temperaturen sicherlich auch für Tiefkühlpizza und Speiseeis.

Das nenne ich mal umweltfreundlich!

Sonntag, 2. September 2012

Sonntags einkaufen: Never again!

Erst war ich ja ein bisschen skeptisch, als Julia vorschlug, heute noch einen Ausflug zum nahe gelegenen Einkaufszentrum zu machen. Einkaufen? Am Sonntag? In einer russisch-orthodoxen Hochburg?

Na gut. Mir fehlten immer noch einige Kleinigkeiten. Schließlich fanden wir unsere Wohnheimzimmer ja am Freitag, abgesehen von den Möbeln, der Matratze im 50ties-Style und der abgeblätterten Wandfarbe völlig leer vor. Es mussten also noch Putz-, Koch- und andere Utensilien her.
Wie das halt so ist, wenn man sich bisher in seinem Leben nur in gemachte WG-Nester setzte, vergisst man dann doch das ein oder andere. Und so kam es, dass wir schon 3 mal den Supermarkt "Aschan" besuchten, um uns weiter auszustatten. "Aschan" ist eine Art "WalMart" des Ostens.Von der Banane über das Nudelsieb bishin zur Unterhose kann man dort also alles erwerben. Dass das auch am Sonntag möglich ist, hab ich heute gelernt. Und den Entschluss gefasst: Dieser Service wird von mir nicht in Anspruch genommen.

Denn was wir nicht ahnen konnten: Sonntag scheint der Haupteinkaufstag der Russen zu sein. Wir alle kennen die Szenarien, wenn man am Tag vor einem Feiertag oder verlängertem Wochenende noch schnell mal eine Rolle Klopapier und eine Tüte Chips kaufen will. So lief es heute im "Aschan" ab. Nur, dass morgen kein Feiertag ist. (Glaub ich zumindest. Vielleicht irre ich mich auch.) Die Tomaten und Äpfel wurden zentnerweise von russischen Mütterchen in die Plastiktüte gestopft, als fürchte man, dass morgen die Grenzen wieder geschlossen werden. Vor Hektik habe ich dann auch noch auf meine (2) Pfirsiche den falschen Wiegeaufkleber geklebt, sodass sich die Verkäuferin am Ende weigerte, mir die beiden Schmuckstücke (es ist nicht so einfach in diesem Tumult Früchte zu finden, die keinerlei Druckstellen, Schimmel oder Löcher vorweisen) zu verkaufen.

Insgesamt habe ich nun immer mehr Respekt vor den ausländischen Studenten, die nach Deutschland kommen. Wenn man bei einer riesigen Auswahl von Produkten, deren Aufschrift man kaum versteht, herausfinden soll, was nun das Beste für einen ist, kommt man ganz schön ins straucheln. Ich bräuchte einfach viel mehr Zeit und Ruhe, um mich ausreichend zurecht zu finden. Das geht aber nicht so einfach, wenn durch den Lautsprecher russische Kinder Geburtstagslieder für den Supermarkt singen (Herzlichen Glückwunsch zu 10 Jahren Aschan!), die Oma hinter einem drängelt, weil sie nicht an das gewünschte Marmeladenglas kommt und man mit den Füßen schon halb unter der Kehrmaschine steckt, weil der darauf sitzende Mitarbeiter keine Lust hat, schon wieder die träumenden Auslandsstudenten durch Rufen oder Hupen vorzuwarnen.

Aber ich habe bestimmt bald Gelegenheit den "Aschan" noch besser kennenzulernen. Denn sicherlich hab ich schon wieder etwas wichtiges vergessen.

Samstag, 1. September 2012

Ein sowjetischer Palast - mein neues Zuhause

Leute, ist das verrückt! Ich bin in Moskau! Es ist ein seltsames Gefühl, wenn man ein halbes Jahr auf ein solches Unternehmen hinarbeitet und plant und dann ist auf einmal der Tag gekommen, an dem man tatsächlich aus einem Flugzeug steigt und in eine andere Welt eintaucht. Aber fangen wir von vorne an.

Nach einer sehr kurzen Nacht (Danke für einen schönen letzten Abend in Marburg!) bin ich mit dem Zug nach Hannover gefahren, um dort in mein Flugzeug nach Moskau-Vnukovo zu steigen. Das verlief Gott sei Dank alles problemlos. Ich habe mich dort mit Julia getroffen, die ebenfalls in Marburg studiert und jetzt ein Auslandssemester in Moskau verbringt.
Am Moskauer Flughafen trafen wir dann auf Nikita, ein junger Mann, der an der MGU (Moskovski gosudarstweni Uniwersitet, also Moskauer staatliche Universität) studiert und die ehrenvolle Aufgabe hatte, uns den ganzen Tag zu begleiten, damit wir nicht in dem postsowjetischen Bürokratie-Wirrwar untergehen. Als dann auch noch Natalia und Sandra aus Gießen nach 2 Stunden Verspätung eintrafen, ging es endlich los Richtung Universität.

Mein erster Eindruck von Moskau: alles ist riesig. Die Straßen, die Häuser und die Uni erst! Ich werde mich bemühen, in den nächsten Tagen ein paar Fotos hinzuzufügen, aber so viel sei gesagt: Als wir aus dem Auto stiegen, das uns vom Flughafen abgeholt hatte, standen wir zu viert mit offenen Mündern vor einem 35-stöckigen Palast.

Nachdem wir nun schon 2 Stunden am Flughafen auf die anderen beiden Mädels gewartet haben, ging das Beine-in-den-Bauch-stehen im Uni-Gebäude erst richtig los. Nach 3 Stunden Schlaf, minimaler Nahrungsaufnahme während des gesamten Tages und mehreren nervenaufreibenden Tagen war es mit dem Russisch-Verstehen bei mir ganz und gar vorbei. Zum Glück hatten wir Nikita, dem wir artig auf Schritt und Tritt folgten. Nach ca. 2 Stunden, die wir mit unseren schweren Koffern durch die Universität irrten, unseren Pass gefühlten 30 Personen zeigen mussten und einen Zettel mit den Hausregeln unterschrieben haben, auf dem ich nicht ein Wort verstand, hielten wir endlich unseren Zimmerschlüssel in der Hand.

Die Wohnheimkomplexe sind direkt im Unigebäude. Man kommt sich vor, wie in einem riesigen Museum zum Anfassen. Nur, dass mit den Jahren überall Rohre und Kabel verlegt wurden, die nun die Wände und Decken der zahlreichen Gänge schmücken. Als ich sah, wie lieblos der Marmor und die Holzvertafelungen einfach mit neuer Wandfarbe beschmiert wurden, weil hier anscheinend niemand weiß was Kreppband ist, blutete mir das Hobby-Handwerker-Herz. Aber zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nicht unsere Zimmer gesehen. In der Kunstgeschichte würde man es "historischen Zustand" nennen. Meine Mutter würde sagen: "Zum Weg-ruppen!"
Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass die Möbel seit Stalin nicht mehr ausgetauscht worden sind. Ebenso im Orginalzustand ist der Holzfußboden, dessen Glanz noch vor der Perestroika erloschen zu sein scheint. Ich werde das bald mit einem Video dokumentieren, damit man mir das auch glaubt.

Ich brauche also auf jeden Fall noch ein wenig Eingewöhnungszeit. Der Kulturschock war dann doch größer als erwartet. Aber keine Sorge, ich schaff das! Zum Glück bin ich nicht alleine hier, sondern hab noch die anderen Mädels aus Marburg und Gießen an meiner Seite, von denen auch noch zwei der russischen Sprache muttersprachenmäßig mächtig sind.

Ich halte euch auf dem Laufenden. Es ist viel zu spannend und verrückt hier, als dass ich euch nicht teilhaben lassen könnte!