Mittwoch, 19. September 2012

Wie ich auszog, Russisch zu lernen und in einem Fleckchen Deutschland landete

Nach meinen ersten Vorlesungen und Seminaren an der Journalistischen Fakultät wird mir immer bewusster, dass ich mich wohl nicht mehr davor drücken kann an meinen Russischkenntnissen zu arbeiten. Dabei ist gar nicht mal das Zuhören das Problem, denn ich würde sagen, dass ich ca. 40% des Vorlesungsinhaltes verstehe. - Und wenn wir mal ganz ehrlich sind, ist das manchmal mehr, als das, was ich aus einer deutschen Vorlesung bei Professor Schnarchnase zum Thema NichtvonInteresse mitgenommen habe.

Größere Probleme macht da schon die Kommunikation, denn mehr als "Mein Name ist..","Ich komme aus..." "Ich gehe gerne im Park spazieren.", "Wo ist der nächste Bücherladen?" und "Guten Appetit!" habe ich aus meinem Russischunterricht in Deutschland nicht mitnehmen können. Und das spüre ich an mancher Stelle ziemlich deutlich.

Darum heißt es jetzt: lernen, üben, lernen und nochmals üben.
An meinem Institut habe ich zweimal wöchentlich einen Russisch-Sprachkurs. Dieser gestaltet sich sehr komfortabel, da sich gleich zwei Babuschki (Großmütterchen) um mich kümmern, die sich anscheinend durch den Sprachunterricht etwas zu ihrer Rente dazu verdienen. Und bei der Klassenstärke von zwei Personen (ich und ein Student aus dem Libanon) ist eine intensive Betreuung garantiert. Zwar übersteigt das Lehrbuch  "Russian for businessmen" (Wirtschaftsrussisch) von 1992 im Moment noch meinen Schulrussisch-Horizont, aber man wächst ja mit seinen Aufgaben.

Eine weitere Maßnahme zur Verbesserung meiner Russischkenntnisse habe ich am letzten Samstag getroffen. In unserem Briefkasten landete eine Einladung zur "Eröffnung des deutsch-russischen Zentrums für Kultur und Sprache". Und das klang so sehr nach Sekt und Häppchen, das wir es uns natürlich nicht entgehen lassen konnten. Was uns allerdings erwartete war ein Raum voller russischer Studenten, die an der Uni Deutsch lernen oder zukünftig ein Auslandssemester in Deutschland verbringen möchten. Nix mit Sekt und Häppchen. Nur viele Informationen zu der Deutscholympiade (ich habe schon überlegt mich anzumelden, um wenigstens einmal brillieren zu können), Auswahlgesprächen für die Austauschprogramme usw.

Am Ende sollten sich alle deutschen Studenten vorstellen. Nach dem 20. "Hallo, ich bin der Hans. Ich studiere in Kartoffeldorf Angewandtes Erbsenzählen." war ich dann an der Reihe und äußerte explizit, dass ich an einem Sprachaustausch mit den russischen Studenten interessiert wäre und ihnen gerne Deutsch beibringe, wenn sie mit mir Russisch sprechen. So kam es, dass sich eine russische Studentin namens Ksenia zu mir gesellte, die unbedingt ihr Deutsch verbessern möchte. So kam ich zu meiner neuen Sprach-Tandem-Partnerin.

Wie der Zufall es wollte, konnten wir auch gleich an diesem Abend die erste Deutschstunde halten, da im berühmten Gorkipark ein Deutsch-Russisches Musikfestival stattfand. Und unglaublicherweise spielte ausgerechnet an diesem Abend Jan Delay mit seiner Band DISCO #1!
(Für alle Leser dieses Blogs, die Jan Delay nicht kennen sollten, hier eine kleine musikalische Kostprobe: http://www.youtube.com/watch?v=GjoZnHyQpso)
Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass ich schon seit vielen Jahren ein Konzert von Jan Delay besuchen wollte. Dass ich extra dafür nach Moskau reisen müsste, hätte ich auch nie vermutet. Dafür war es kostenlos und dadurch, dass sich die Bekanntheit des Musikers im russischen Raum eher in Grenzen hält, hatte ich jede Menge Platz mich in der zweiten Reihe tänzerisch auszutoben. Ein großartiges Erlebnis und ein kleines Stück Heimat mitten in Moskau.

We followed the Moscwa ...

...down to Gorki Park...

...listening to the wind of....- Nein, nicht die Scorpions!

Jan Delay!

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