Samstag, 1. September 2012

Ein sowjetischer Palast - mein neues Zuhause

Leute, ist das verrückt! Ich bin in Moskau! Es ist ein seltsames Gefühl, wenn man ein halbes Jahr auf ein solches Unternehmen hinarbeitet und plant und dann ist auf einmal der Tag gekommen, an dem man tatsächlich aus einem Flugzeug steigt und in eine andere Welt eintaucht. Aber fangen wir von vorne an.

Nach einer sehr kurzen Nacht (Danke für einen schönen letzten Abend in Marburg!) bin ich mit dem Zug nach Hannover gefahren, um dort in mein Flugzeug nach Moskau-Vnukovo zu steigen. Das verlief Gott sei Dank alles problemlos. Ich habe mich dort mit Julia getroffen, die ebenfalls in Marburg studiert und jetzt ein Auslandssemester in Moskau verbringt.
Am Moskauer Flughafen trafen wir dann auf Nikita, ein junger Mann, der an der MGU (Moskovski gosudarstweni Uniwersitet, also Moskauer staatliche Universität) studiert und die ehrenvolle Aufgabe hatte, uns den ganzen Tag zu begleiten, damit wir nicht in dem postsowjetischen Bürokratie-Wirrwar untergehen. Als dann auch noch Natalia und Sandra aus Gießen nach 2 Stunden Verspätung eintrafen, ging es endlich los Richtung Universität.

Mein erster Eindruck von Moskau: alles ist riesig. Die Straßen, die Häuser und die Uni erst! Ich werde mich bemühen, in den nächsten Tagen ein paar Fotos hinzuzufügen, aber so viel sei gesagt: Als wir aus dem Auto stiegen, das uns vom Flughafen abgeholt hatte, standen wir zu viert mit offenen Mündern vor einem 35-stöckigen Palast.

Nachdem wir nun schon 2 Stunden am Flughafen auf die anderen beiden Mädels gewartet haben, ging das Beine-in-den-Bauch-stehen im Uni-Gebäude erst richtig los. Nach 3 Stunden Schlaf, minimaler Nahrungsaufnahme während des gesamten Tages und mehreren nervenaufreibenden Tagen war es mit dem Russisch-Verstehen bei mir ganz und gar vorbei. Zum Glück hatten wir Nikita, dem wir artig auf Schritt und Tritt folgten. Nach ca. 2 Stunden, die wir mit unseren schweren Koffern durch die Universität irrten, unseren Pass gefühlten 30 Personen zeigen mussten und einen Zettel mit den Hausregeln unterschrieben haben, auf dem ich nicht ein Wort verstand, hielten wir endlich unseren Zimmerschlüssel in der Hand.

Die Wohnheimkomplexe sind direkt im Unigebäude. Man kommt sich vor, wie in einem riesigen Museum zum Anfassen. Nur, dass mit den Jahren überall Rohre und Kabel verlegt wurden, die nun die Wände und Decken der zahlreichen Gänge schmücken. Als ich sah, wie lieblos der Marmor und die Holzvertafelungen einfach mit neuer Wandfarbe beschmiert wurden, weil hier anscheinend niemand weiß was Kreppband ist, blutete mir das Hobby-Handwerker-Herz. Aber zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nicht unsere Zimmer gesehen. In der Kunstgeschichte würde man es "historischen Zustand" nennen. Meine Mutter würde sagen: "Zum Weg-ruppen!"
Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass die Möbel seit Stalin nicht mehr ausgetauscht worden sind. Ebenso im Orginalzustand ist der Holzfußboden, dessen Glanz noch vor der Perestroika erloschen zu sein scheint. Ich werde das bald mit einem Video dokumentieren, damit man mir das auch glaubt.

Ich brauche also auf jeden Fall noch ein wenig Eingewöhnungszeit. Der Kulturschock war dann doch größer als erwartet. Aber keine Sorge, ich schaff das! Zum Glück bin ich nicht alleine hier, sondern hab noch die anderen Mädels aus Marburg und Gießen an meiner Seite, von denen auch noch zwei der russischen Sprache muttersprachenmäßig mächtig sind.

Ich halte euch auf dem Laufenden. Es ist viel zu spannend und verrückt hier, als dass ich euch nicht teilhaben lassen könnte!

2 Kommentare:

  1. Na, es wird schon, liebe Tieze! Wir werden hier noch viel Spaß haben ;-D

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  2. Danke für den lustigen Eintrag, ich mag wie du schreibst. Und wie gesagt, komm mich in StP besuchen, die Züge buchst du hier: tutu.ru oder billiger am Leningradskii Vokzal selbst. Poka. Theresa

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