Sonntag, 2. September 2012

Sonntags einkaufen: Never again!

Erst war ich ja ein bisschen skeptisch, als Julia vorschlug, heute noch einen Ausflug zum nahe gelegenen Einkaufszentrum zu machen. Einkaufen? Am Sonntag? In einer russisch-orthodoxen Hochburg?

Na gut. Mir fehlten immer noch einige Kleinigkeiten. Schließlich fanden wir unsere Wohnheimzimmer ja am Freitag, abgesehen von den Möbeln, der Matratze im 50ties-Style und der abgeblätterten Wandfarbe völlig leer vor. Es mussten also noch Putz-, Koch- und andere Utensilien her.
Wie das halt so ist, wenn man sich bisher in seinem Leben nur in gemachte WG-Nester setzte, vergisst man dann doch das ein oder andere. Und so kam es, dass wir schon 3 mal den Supermarkt "Aschan" besuchten, um uns weiter auszustatten. "Aschan" ist eine Art "WalMart" des Ostens.Von der Banane über das Nudelsieb bishin zur Unterhose kann man dort also alles erwerben. Dass das auch am Sonntag möglich ist, hab ich heute gelernt. Und den Entschluss gefasst: Dieser Service wird von mir nicht in Anspruch genommen.

Denn was wir nicht ahnen konnten: Sonntag scheint der Haupteinkaufstag der Russen zu sein. Wir alle kennen die Szenarien, wenn man am Tag vor einem Feiertag oder verlängertem Wochenende noch schnell mal eine Rolle Klopapier und eine Tüte Chips kaufen will. So lief es heute im "Aschan" ab. Nur, dass morgen kein Feiertag ist. (Glaub ich zumindest. Vielleicht irre ich mich auch.) Die Tomaten und Äpfel wurden zentnerweise von russischen Mütterchen in die Plastiktüte gestopft, als fürchte man, dass morgen die Grenzen wieder geschlossen werden. Vor Hektik habe ich dann auch noch auf meine (2) Pfirsiche den falschen Wiegeaufkleber geklebt, sodass sich die Verkäuferin am Ende weigerte, mir die beiden Schmuckstücke (es ist nicht so einfach in diesem Tumult Früchte zu finden, die keinerlei Druckstellen, Schimmel oder Löcher vorweisen) zu verkaufen.

Insgesamt habe ich nun immer mehr Respekt vor den ausländischen Studenten, die nach Deutschland kommen. Wenn man bei einer riesigen Auswahl von Produkten, deren Aufschrift man kaum versteht, herausfinden soll, was nun das Beste für einen ist, kommt man ganz schön ins straucheln. Ich bräuchte einfach viel mehr Zeit und Ruhe, um mich ausreichend zurecht zu finden. Das geht aber nicht so einfach, wenn durch den Lautsprecher russische Kinder Geburtstagslieder für den Supermarkt singen (Herzlichen Glückwunsch zu 10 Jahren Aschan!), die Oma hinter einem drängelt, weil sie nicht an das gewünschte Marmeladenglas kommt und man mit den Füßen schon halb unter der Kehrmaschine steckt, weil der darauf sitzende Mitarbeiter keine Lust hat, schon wieder die träumenden Auslandsstudenten durch Rufen oder Hupen vorzuwarnen.

Aber ich habe bestimmt bald Gelegenheit den "Aschan" noch besser kennenzulernen. Denn sicherlich hab ich schon wieder etwas wichtiges vergessen.

1 Kommentar:

  1. Oh... schick. Ich mochte das Einkaufen am Tag deiner Wahl im östlichen Europa irgendwie schon. Wie ist das mit der Geschwindigkeit an der Kasse in Москва? In Эстония waren die russischen Kassiererinnen immer die langsamsten und ich hab für ein paar Taschentücher und ne Coke meistens 15 Minuten an der Kasse gestanden, wobei das raussuchen der Artikel aus den Regalen keine Minute gedauert hat.

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