Sonntag, 9. September 2012

Понятно. Хорошо. Спасибо. (Panjantno. Charascho. Spassiba.)

Nun sind wir schon seit einer Woche in Moskau. Die Zeit verging wie im Flug. Das könnte aber auch daran liegen, dass uns die hiesigen Bürokraten ganz gut in Bewegung halten.

Seit letztem Samstag bestand unser Alltag darin von einem Büro zum nächsten zu laufen, um Zettel zu erhalten, an anderer Stelle wieder abzugeben, andere Zettel wiederum zu unterschreiben und immer wieder den Raum mit einem "Панятно. Хорошо. Спасибо." ("Alles klar. Gut. Danke.") zu verlassen und uns daraufhin gegenseitig mit fragenden Blicken zusammenzureimen, was das jetzt eigentlich sollte.

Wieder bin ich sehr froh über die Tatsache, dass ich mit zwei Muttersprachlerinnen an meiner Seite ausgestattet bin. Problematisch wird nur, wenn selbst diese den Sinn und Zweck dieser Irrwege durch den Bauch der Stalin-Festung nicht verstehen.
Noch unübersichtlicher wird es nun, da alle vier von uns an unterschiedlichen Instituten studieren werden und dort jedes Büro seine Formulare verteilt, wie es lustig ist. Im Gegensatz zu den anderen drei Mädchen habe ich beispielsweise noch keinen Studentenausweis erhalten. Dies zieht wiederum einen Rattenschwanz von BaföG-Bescheinigungen, Metro-Card-Anträgen und weiteren Klimm-Bimm hinter sich her, die ich nicht erledigen kann, wenn ich keinen offiziellen Ausweis der MSU besitze. Ich hoffe, das klärt sich in der nächsten Woche.

Doch nur, weil die anderen schon im Besitz eines solchen Dokuments sind, heißt das nicht, dass sie nicht auch noch an anderer Stelle des russischen Behördenwahnsinns scheitern. Da wäre die Sache mit der Metro Card, mit der wir als Studenten für wenig Geld endlos viel Metro fahren könnten.
Nun denkt man doch, dass es nicht so schwer sein kann einen Zettel in Druckbuchstaben auszufüllen und diesen an einem Schalter in der örtlichen Metrostation zu den gegebenen Öffnungszeiten von Montag bis Freitag von 10.00 bis 17.00Uhr (man beachte die Mittagspause zwischen 14.00 bis 14.42Uhr) abzugeben. Wenn man es dann geschafft hat, eine Uhrzeit zu finden, zu der die Schlange vor dem Schalter nicht dreimal um das Metrogebäude reicht, und nach einer knappen viertel Stunde seinen ausgefüllten "Ankjetta" (Fragebogen) zusammen mit seinem Reisepass unter der Glasscheibe durchzuschieben, könnte man daran scheitern, dass sich die Frau am anderen Ende des Hebels weigert, das in vorbildlich gemalten kyrillischen Lettern ausgefüllte Formular anzunehmen, weil ihr eine notarisch beglaubigte  Übersetzung des Reisepasses viel lieber wäre. Also durfen wir voll des Unmutes und des Unverständnisses wieder abziehen.

Mittlerweile wurde uns von anderer Seite erklärt, dass es normalerweise kein Problem sei, das Formular mit dem normalen Reisepass abzugeben. Wir vermuten also, dass die Frau hinter dem Schalter entweder keine Lust mehr auf diese fitzeligen lateinischen Buchstaben in unserem Pass hatte oder auf einen kleinen Bonus in Form von Bargeld hoffte.
Wir werden es also nun noch einmal mit unserem deutschen Pass versuchen und auf eine nettere Dame am Schalter hoffen. Ansonsten heißt es: hartnäckig bleiben.

Zur Belohnung, dass ihr diesen langen Text bis zum Ende durchgelesen habt (oder weil ihr so clever wart bis ganz nach unten zu scrollen), gibt es hier noch ein paar Bilder vom Hauptgebäude der Universität auf den Sperlingsbergen (für alle ehemaligen DDR-Bürger, die mitlesen: die Leninberge), in dem sich mein Wohnheim befindet.


Es ist schwierig den Turm bis zur Spitze einzufangen, ohne sich den Hals zu verrenken.

Blick aus meinem Fenster - Regenbogen inklusive

Das folgende Gebäude ist die Alte Universität im Stadtzentrum. Darin werde ich im nächsten halben Jahr am Institut für Journalismus studieren.



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